Post aus einer anderen Welt…

An manchen Tagen ist es besser als an anderen, zum Briefkasten zu gehen. Keine Rechnungen, keine Belästigungen, nur reine Freude, verpackt in Zellophan, so dass noch das bunte bisschen Andeutung durchblitzt, das diese unglaubliche Vorfreude auslöst. Denn ich weiß, was drinnen ist, ohne es ganz genau zu wissen. So mag ich es: eine überschaubare Überraschung mit garantierter Vorfreude.

LesenEs geht hier wie an jedem Monatsende um meine Lieblingszusendungen in der Post: meine zwei australischen Koch- & Reisezeitschriften, die sogar pünktlicher kommen als so manche österreichische Postsendung. Anstatt mich aber haltlos darauf zu stürzen und tagzuträumen, wo ich gerne hinreisen würde, gerne jetzt wäre oder was ich gerne nachkochen würde (in der mir eigenen Art, die dazu führt, dass mein Ergebnis nur selten etwas mit dem Originalrezept zu tun hat), lege ich die Hefte hübsch auf den Wohnzimmertisch und erfreue mich am Anblick der wunderhübschen Covers und gebe mich ganz der Vorfreude hin. Wenn ich mich ganz richtig darauf vorfreuen will, mime ich die Gelassene und nehme sogar noch ein Buch zur Hand. (Okay, ich gebe zu, die Gedanken schweifen ab, wollen wissen, was sich hinter dem Cover der aktuellen Ausgaben der Zeitschriften verbirgt, und wären durchaus gewillt, den Mörder im Buch noch ein paar Tage frei herumlaufen zu lassen.)

So gebe ich mich also der möglicherweise schwer nachvollziehbaren Vorfreude hin, die Hefte nicht halbmüde am Abend zu durchforsten, sondern genüsslich im Strandkorb sitzend Satz für Satz und Bild für Bild zu genießen – sie mir richtig auf der Zunge zergehen zu lassen. Danach liegen sie, das Wetter taugt nicht für den Strandkorb, noch ein paar Tage am Bettrand. Verstohlen blättere ich hinein, um sie gleich wieder wegzulegen, so als hätte ich Tage zu früh in den Adventkalender geschaut oder gar ein Weihnachtsgeschenk frühzeitig geöffnet. Seite an Seite liegen delicious und Australian Gourmet Traveller herum und machen mich froh.Auch wenn mich die Ankündigung der Frühlingsrezepte auf den ersten Blick irritiert und auf den zweiten neidisch macht, wo ich doch den Herbst so gar nicht am mag – aber den Australiern gönne ich es schließlich, dass sie jetzt Frühling bekommen. Mein Herz ist groß, wenn es um Grundlegendes geht.

Wie auch immer: wenn am Wochenende die Sonne scheint, gibt es kein Halten mehr: ab in den Strandkorb mit ihnen und mir. Andernfalls werden wir uns eine andere Ecke zum Verkriechen suchen müssen…


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