Mutprobe für Anfänger und der ungewisse Daumen

Hawaii Two-O Reloaded Logo with palm tree and frangi
Dienstag, 3. September 2019
Die kleine Mutprobe und andere Begebenheiten
Heute ist es also soweit. Vor einigen Wochen hab ich ein für mich mutiges Miniprojektlein in die Wege geleitet, dessen erster Teil heute ansteht. Dass dieses Projektlein mit der für mich sehr sehr selten gewordenen Frage einhergeht: Was ziehe ich an?, sollte zu denken geben. Wer es ganz genau wissen will: Ich entscheide mich mangels besserer Ideen und besseren Wissens für meine orange Dreiviertelhose (leicht angeschwitzt) und ein dunkelblaues T-Shirt (sehr angeschwitzt), wobei die Adjektiva nichts zu bedeuten haben, denn angesichts der hiesigen Temperaturen und Luftfeuchtigkeit ist angeschwitzt-sehr angeschwitzt eigentlich der Ruhezustand aller Kleidungsstücke.

Fürs Erste sieht der Plan so aus: radeln gen Süden, 90 Min. Mutprobe, kleiner Lunch, vielleicht wieder im Barefoot Beach Cafe, dann zurückradeln zum Royal Hawaiian Hotel, um in diesem historischen und schon viel von mir hulabetanzten Hotel endlich mal an einer kostenlosen Führung teilzunehmen. Nachmittag zur freien Gestaltung mit optionalem Sonnenuntergang bei der kostenlosen Hulashow am Kuhio Beach. Klingt das nicht gut?

Gegen 7:30 schwinge ich mich also aufs Fahrrad für meinen 10 Uhr-Mutprobentermin, wobei man nicht glauben darf, dass die Anfahrt so lange dauert. Vielmehr ist es so, dass es immer wieder Neues zu entdecken, bestaunen und beschnuppern gibt, dass ich ebensogut um 1 Uhr Früh hätte losziehen können. Ich düse also zur Biki Station Höhe Kapiolanipark, setze mich, no na ned, ins Barefoot Beach Cafe und schaue in die Welt, pilgere dann Richtung Aquarium, auf dessen Höhe der Treffpunkt für mein kleines Abenteuer ist. Dabei entdecke ich einen spannenden Kurs, der im Aquarium angeboten wird und mich, eh klar, auch reizen würde. Da fällt mir ein, dass ich ja noch im Bastelladen wegen der Anmeldung zu einem Bastelkurs anrufen wolte. Langsam könnte man meinen, ich mache eine Bildungsreise. Eine Bildungsreise im allerbesten und allerglücklichmachendsten Sinn.

Punkt 10 Uhr rollt sie dann an, Lynn, mit Matte, Riesenjukebox und – einem rosa Hularock für mich. Ich habe mir Privatstunden bei ihr organisiert und heute ist die erste. Die wahre Mutprobe habe ich ja eigentlich schon bestanden, denn sie wollte, dass ich ihr vorab ein Video von mir schicke – tanzend. Dann gehen wir es an, im Park – im HIntergrund der berühmte Berg Diamond Head. Zuerst gehen wir die Basics durch, dann darf ich eines von drei Liedern wählen, das wir einstudieren werden. Die Entscheidung zwischen „Lovely Hula Hands“ und „Shall we dance?“ fällt schwer, doch ich weiß, dass ich Ersteres auch in Wien lernen kann, wenn natürlich nicht annähernd so authentisch wie hier. Ich bin schwer begeistert, die Musik macht megahappy, auch wenn ich das Gefühl habe, die vielen Tipps gar nicht mehr einsortieren zu können. Soll der Daumen nun hängen, soll das Handgelenk hochgehen, soll der Tap früher kommen….ich sehe mein Programm der nächsten Tage dahinschwinden, so viel werde ich üben müssen.

Nach der intensiven Trainingseinheit – das Outfit, ihr pinkfarbener Rock über meiner orangen Hose mit meinem dunkelblauen T-Shirt – trägt übrigens nicht gerade zum selbstbewussten Tanzen bei – ist es Zeit für, richtig, das Barefoot Beach Cafe und Eggs Benedict mit Kalua Pork und Hash Browns und Meerblick. Der Kopf raucht, doch bald auch die Beine. Es ist spät geworden und ich wollte doch um 13 Uhr im Royal Hawaiian Hotel sein, um an einer kostenlosen Führung teilzunehmen. In letzter Minute komme ich angerauscht und bin begeistert: der heutige Guide, der nur eingesprungen ist, erzählt, dass seine Großmutter das Hula-Lied „Royal Hawaiian Hotel“ geschrieben hat. Als ich ihm erzähle, dass ich das gerade in Wien gelernt habe, gibt er mir High Five und strahlt.

So, jetzt bin ich endgültig k.o. Die 7 Minuten Heimweg schaffe ich grad noch, den Weg zum Pool auch noch. Siesta! Am Abend dann noch ein Bummelausgang (wo ist das Flamingo?) mit Gischtbeobachtungen am Strand und Hula-Show, ebenfalls am Strand. Jetzt warte ich dringend auf die Musik von Lynn, um vor dem schwer zugänglichen Spiegel im Apartment üben zu können…

Außerdem habe ich hier ein neues liebstes Hobby entwickelt: Sachen suchen, die ich beim Bummeln mal wo gesehen und für einen eventuell später folgenden Kauf geistig notiert habe. Sehr unleserlich leider, denn oft kann ich nicht mal, falls Fotos vorhanden sind, anhand der Abfolge der Fotos oder der Hintergrunddetails in den Fotos erkennen, wo das wohl aufgenommen wurde. Konkretes Beispiel: Das Flamingo, als String Art. Im Geiste gehe ich dazu alle Läden durch, die ich auf irgendeinem geistigen SPeicherplatz mit dem Tag „Wiederholungswürdig“ abgespeichert haben, ohne jedoch eine Ortsangabe mitzuspeichern. Soviel sei schon verraten: in den drei ersten Läden, die dafür in Frage kamen, gibt es keine Flamingos. Da bleiben nur noch 7 Läden… das aber nur ein Episödchen am Rande.

Am Strand suche ich mir wieder ein Plätzchen unter einer Palme und finde doch tatsächlich eine freie, die sogar einen etwas dickeren Stamm hat als die gestrige, in den ich mich dann kopfvoran quetsche. Ich weiß schon, schattentechnisch ergiebiger wäre die Krone der Palme, doch die fällt um diese Uhrzeit immer auf die Straße…

Übrigens weiß ich jetzt auch, dass Frozen Margaritas ganz köstlich sind, vor allem zur Happy Hour!

Der gemütliche ruhige (wobei das hier selbst im 43. Stock ein sehr relativer Begriff ist) Abend fällt heute und wohl auch die nächsten Tage aus. Im Nebenapartment wohnt jetzt jemand, und wenn ich es ruhiger haben möchte, reicht es jetzt nicht mehr, die eigene Klimaanlage auszuschalten… aber so what… Mit geschlossener Lanai-Tür ist der Straßenverkehrs- und Straßenmusikpegel genauso laut wie vor dem Einzug der Nachbarn.

Love Peace Aloha