sydnEySCAPE 2017: Coincidence, serendipity or just pure luck

Mittwoch, 15.2.2017 – Coincidence, serendipity or just pure luck
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Panorama Bradleys Head1

Der Tag beginnt wieder gräulich, doch während ich noch mit Max meinen kleinen Morgen-Chat halte, zeigt sich ein Sonnenstrahl. Und schon bin ich unterwegs. Ich fahre, fröstelnd, weil es heute Morgen tatsächlich zu kühl für Short und T-Shirt ist, nach Mosman und gehe dann zum Burnt Orange. Das ist ein uriges Holzhaus mit Rundumveranda und angeschlossenem Laden, in dem man mit Blick auf den Sydney Harbour National Park und Meer frühstücken kann. Außerdem entdecke ich hier eine Karte meiner Sketching-Lehrerin Erin – cool!

Ich will ja eigentlich ein „braves Mädchen“ sein, das versichere ich Max zumindest angesichts meines schweren Gebeins und leichter Knieschmerzen. Daher will ich nur die 30 Minuten bis zur Chowder Bay spazieren und die Ausblicke auf Grün und Türkis und Blau genießen. Doch dort geht es dann irgendwie mit mir durch. Ich lese das Wort „Foreshore Walk“, sehe einen wunderhübschen Weg entlang der Küste, der sich noch dazu eben anlässt und gehe weiter. Und weiter. Nur eben ist er leider nicht lang, was meine Knie nicht unbedingt gut heißen. Aber da sowohl der erste Aussichtspunkt Bradley’s Head als auch das Ende der Wanderung beim Taronga Zoo noch auf meiner To-Do-Liste stehen, das Wetter passabel und später auch richtig warm ist, kann ich einfach nicht anders. Diese Wanderung wollte ich wirklich gerne nochmal machen, doch ohne Max hätte ich nicht gewusst, wie ich sie anlege, und jetzt passiert sie mir einfach! Unterwegs habe ich zahlreiche seltsame Begegnungen: haufenweise kommen mir Gruppen knallbunt gekleideter Asiaten entgegen – von den Schuhen bis zu den hochgeschlossenen Goretexjacken, den Halstüchern und den Hüten und Mützen sind sie knallbunt und viel zu warm gekleidet. Und sie tragen bunte Namensschildanhänger, als ob man sie verlieren könnte. Sie weichen allesamt auf die für hier falsche Seite aus, grüßen nicht und schummeln sich knallbunt in jedes zweite Foto. Nach dem Taronga Zoo geht der Walk noch ein Stück weiter, und ein Stück gehe ich noch, weil ich endlich wieder einen Cache finden will. Danach ist aber wirklich Schluss – zu dem Zeitpunkt habe ich bereits wieder 12 km in den Beinen. Wie konnte mir das passieren?

Ich nehme den Bus zurück, der mich sehr unvermittelt aussteigen lässt, weil ihm „einfällt“, dass er doch nicht dorthin fährt, wo ich ihn beim Einsteigen noch extra danach gefragt habe. Da stehe ich nun im Schatten einer Frangipani, überlege wie ich nun zurück nach Manly komme als ich einen, hier kommt die Tagesportion „Riesenzufallsglück“ (serendipity?) ins Spiel, einen abgebrochenen Frangipani-Ast sehe. Seit Wochen schon halte ich nicht nur Ausschau nach „shapes“, also Formen, wie uns Erin immer erklärt, sondern auch nach Frangipani-Bäumen, von denen mir eventuell vor der Abreise ein Ast in meinen Koffer springen könnte. Das ist allerdings aus mehreren Gründen unwahrscheinlich. Erstens sind diese meist viel zu hoch, also weit außer meiner Reichweite und zweitens haben sie so dicke Äste, dass wohl nicht mal das Taschenmesser reichen würde. Und da liegt einer, wie ich hoffe ausreichend lang und dick. Denn Frangipani soll man angeblich mind. 2 Wochen ohne Blätter trocknen lassen, ehe man sie einsetzt. Und das ist der Moment, wo mir mit Riesenschreck klar wird, dass ich morgen in 2 Wochen bereits abreise.

Das wiederum löst neben einem Schock auch eine kleine Last-Minute-Shopping-Orgie aus, auch wenn ich in Mosman nicht gerade am allerbesten Terrain dafür bin. Aber ein kleiner Bilderrahmen perfekt für unser neues Badezimmer (so ich mich richtig daran erinnere), eine weitere Hunde-Tragetasche (also nicht für, sondern mit Hund) sowie eine niedliche Trinkflasche springen mich dann doch an. Weil meine Kilometerstatistik bereits bei 15 km liegt, besorge ich zur Besänftigung meines schlechten Wandergewissens noch Magnesiumtabletten. Aber wie hätte ich diesem Traumweg heute widerstehen sollen? Das tolle Wetter gehört ausgenutzt.

Das denke ich dann auch nach einer kurzen Pause im Apartment. Und ziehe mit Badegewand und Unterwasserkamera nochmal los zum Rockpool, wo ich lese, plansche und mich dann lange mit einer fülligen Whoopie Goldberg-ähnlichen Dame mit langen rosa-rot geflochtenen Zöpfchen in ein langes Gespräch verwickelt werde. Das geht hier so einfach, wunderbar. Weniger wunderbar ist die Tatsache, dass ich keinen Bikini zum Umziehen eingepackt habe und ich wieder mal mit unschönem nassen Hinterteil und ebenso nassen Oberteil nach Hause gehen muss. Und noch ein glücklicher Zufall, im Nachhinein sozusagen: Als ich vorgestern beim Wäschewaschen mit dem winzigen der beiden Aufzüge im Apartmenthaus stark gegen eine Platzangstattacke ankämpfen musste, weil sich der Aufzug nicht und nicht bewegen wollte und man aber nicht zu Fuß gehen kann und man nicht einfach auf den größeren Aufzug warten kann, dachte ich noch: Einbildung! Doch heute sehe ich ein Schild: Out of order! Was bin ich froh, dass er ohne meine Anwesenheit den Geist aufgegeben hat. Was schon ein Glück ist…

Welch fantastischer Tag, auch wenn ich noch immer im Schock über den drohenden Abreise-Countdown bin. Wie soll ich alle meine Pläne noch umsetzen? Wie auch immer, auch heute war wieder mal so ein Tag, wo ich den ganzen Tag mit einem großen Lächeln herumziehe. LoveLoveLove.

Und weil man ja auch immer ein bisschen etwas zu hoffen braucht, hoffe ich heute, dass die Aussage „The rain is coming“ im Fernsehen sich nicht auf morgen und übermorgen bezogen hat und ich meine morgige Auswärtsübernachtung außerhalb der ollen Comfort Zone trocken genießen kann und dass alle Unbedingtheiten inklusive Selbstversorgung in meinen Zewrgenrucksack passen. Und dass die Frangipani was wird. Und dass überhaupt einfach alles gut wird. Überall. Immer. Ein bisschen Hoffen geht immer, oder?

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