sydnEySCAPE 2017: Basically, there is only one fork

Freitag, 10.2.2017 – Basically, there is only one fork — aber unbasically etwa 10…
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Panorama Pittwater-1

Nach dem ungekündigten Regen der letzten Nacht sieht es um 6 Uhr morgens wieder ganz passabel aus. Ich nehme den ersten Bus zur Church Point Ferry, um die Inselwelt von Pittwater zu erkunden, in die ich mich letztes Jahr verliebt habe und wo auch Susan Duncan wohnt, die Autorin mehrerer dort spielender Bücher. Ich bin unschlüssig, welchen Ferry Stop ich heute nehmen soll. Der junge Fährmann empfiehlt mir, bei Elvina North auszusteigen und zum Wasserfall zu wandern. Auf meine Frage, ob ich dort auch hinfinde, da ich ja weiß, dass hier nichts ausgeschildert ist, meint er lapidar: „Basically there is just one fork in the road.“ Nur eine Weggabelung – das sollte auch ich schaffen.

Die Treppen vom Fähranleger hoch und dann dem Weg folgen, das kann nicht so schwer sein. Doch bereits am Ende der Treppe zeigt sich die erste Gabelung. Keine Frage, ich nehme instinktiv die falsche. Und bekomme nach ein paar Metern einen Riesenschock, als es im Gebüsch raschelt und sich plötzlich eine sicher 1,5 Meter lange Goanna vor mir über den Weg schlängelt und auf einen Baum verkriecht, als ob es ihr egal wäre, dass sie hier fast gerade einen Herzinfarkt zu verantworten gehabt hätte. Ich irre noch ein wenig herum und drehe dann um. Dieses Spiel mache ich mehrfach, bis ich auf einem Weg lande, der auch diesen Namen verdient und glaubwürdig steil hinauf führt – der Wasserfall muss schließlich weiter oben liegen, sagt der Hausverstand zumindest. Dichter Dschungel, hübsche Ausblicke auf Buchten, riesige Bäume, tolle Lichtspiele, ein riesiger Schmetterling und – schon vorher bei der Fähre – riesige Quallen. Die Suche des Wegs verlangt mir immer wieder mehr Mut ab, als ich heute vorrätig habe – steile kleine Pfade und weit und breit kein Mensch, obwohl der Weg von Häuschen – urigen Hütten bis zu luxuriösen Villen, alle mit Meerblick und nicht auf dem Landweg erreichbar – gesäumt ist. Wenn jemand tauschen möchte: Ich hätte eine Großfamilienpackung Empathie abzugeben und hätte dafür gerne eine ebenso große Packung Furchtlosigkeit, das könnte mein Leben bereichern!

Der Wasserfall ist mehr ein Wasserfällchen, viele feuchte Felsen genau genommen, aber der Weg hierher war fantastisch. Mutige könnten auch die nassen Felsen hinunterklettern, um das, was vom Fall übrig ist, von unten zu bestaunen, aber eine Mischung aus Angst und Vernunft halten mich doch davon ab. Naja, vielleicht liegt es auch daran, dass mein Rucksack seit meiner Landung unglaublich schwer ist – nein, nicht das Picknick, das ich gemütlich in einer Bucht verzehre (eine Übertreibung, denn nach der Begegnung mit der Goanna, einem riesigen Hund und einem neugierigen Brush Turkey ist von gemütlich keine Rede!) macht ihn so schwer, sondern ein Stapel Zeitschriften, die ich bei der Landestation aufgelesen haben. Hier ist es nämlich üblich, dass zur Entnahme und zum Tausch in jeden Fährwartehäuschen ausgelesene Bücher und Magazine abgelegt werden, und die Landestation ist besonders gut bestückt, was ich dann auf Schritt und Tritt spüre.

Dann wandere ich zurück und zur nächsten Bucht, wo mich die Fähre wieder aufliest. Ich hänge zu diesem Behufe brav die rote Flagge aus dem Wartehäuschen, damit der Fährmann schon von Weitem sieht, dass er jemanden aufklauben muss.

Zurück an Land kehre ich noch kurz im idyllisch gelegenen Waterfront Cafe ein, ehe ich den Bus zurück nach Manly nehme. Eigentlich wollte ich eine Teilstrecke gehen, weil die Straße so hübsch am Wasser entlang führt, aber es ist 13 Uhr und hat knapp 40 Grad, da lasse ich mich doch lieber im Bus tiefkühlen. Nach einer weiteren Kühlpause im Apartment ist dann noch ein Strandbesuch fällig. Es ist einfach perfekt heute, eine leichte Brise, schon etwas Schatten am Hauptstrand, ein spannendes Buch, strahlend blauer Himmel – wäre da nicht ein kleines Malheur einer Möwe, die direkt über mir zweifach (!) beschließt, ihre Verdauung anzuwerfen und gefühlte 23 Portionen halbverdaute Fish & Chips auf mir, also meinem Bikini und meiner Badetasche, abzuwerfen. Ich wusste nicht, dass halbverdaute Fish & Chips dermaßen stinken. Ehrlich. Also abgesehen davon perfekt, wären da nicht auch massive technische Handy-Probleme, die sich nur durch viel Geduld und etwas Chat-Coaching lösen lassen. Diesen Ärger bekämpft man am besten mit einem Gläschen Frosé in der Manly Wine Bar, wo ich den Traumtag mit einem kleinen Frosé-Sketch ausklingen lasse. Wären da nicht Max‘ Augenprobleme, wäre ich jetzt wirklich tiefenentspannt. Sogar die angekündigten Power outages sollten nur halb so schlimm werden: Sydney hat nicht ausreichend Energiereserven für die nächsten Hitzetage und wird gelegentlich den Strom ausschalten müssen – aber immer nur je 45 Minuten in unterschiedlichen Regionen. So lange sollte es ohne Klimaanlage auszuhalten sein.

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