sydnEySCAPE 2017: The Year of the Rooster or, in my case, The Year of Bags & Cases

Montag, 6.2.2017 – The Year of the Rooster or, in my case, The Year of Bags & Cases
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Zu den anstrengendsten Dingen des Reisens in dieser Form, wie ich sie hier praktiziere, gehört ja tatsächlich das Hören. Das genaue Hinhören und Insichhineinhorchen, worauf man denn gerade jetzt am meisten Lust hat. Der Luxus von Zeit fordert ein Talent, das man im Alltag nur in den seltensten Fällen zeigen kann, eine Fertigkeit, die man nur selten praktizieren und üben kann. Nein, das meine ich ernst. Es ist ein Luxus. Aber einer, den man im Griff haben muss. So viel Auswahl, so viele Ideen, so viele Wünsche – und dennoch gibt es nur begrenzt Zeit, teilweise aufwändige Anreisen, eine gewisse Wetterabhängigkeit. Aber das alles ist es nicht. Die erste Antwort – wenn man sich mal angewöhnt hat, Sätze, die die Worte „müssen“ und „sollten‘ beinhalten, sofort zu zensurieren – ist ja oft schnell gegeben, heute morgen etwa lautet sie „schwimmen“. Aber was genau meint die leise Stimme damit?

Manchmal scheint es, als sprächen wir verschiedene Sprachen. Wenn sie „schwimmen“ sagt, denke ich an ein Schwimmbad, in dem man Eintritt zahlt und dann in aller Ruhe seine Längen in geordneten Bahnen zieht. Ich höre nochmal hin. „Hübsche Planschfotos“ sagt die Stimme, und ich denke an den Shelly Beach, nur 15 Fußminuten entfernt vom Apartment, wo ich heuer noch gar nicht war. Sie setzt nach: „Und danach ein Banana Smoothie!“ Okay, ich habe verstanden, Shelly Beach und danach ins daneben liegende Boathouse, das ist mal eine klare Ansage. Oder hat sie doch eher das Meer auf der Fährenseite gemeint, wo ab 8:30 Uhr das Licht am schönsten ist? Da sitze ich nun und kenne mich nicht aus. Und bin versucht, alle drei Programmpunkte aneinanderzureihen.

„Nein“ wimmert sie. Ich könnte aber auch a) ein kleines schwarzes Tier aus dem Verkehr ziehen und b) das Geschirr waschen, um einen eventuellen kausalen Zusammenhang von a) und b) aus der Welt zu schaffen. Also ziehe ich mich mal an, entsorge fremde Mitbewohner und schmutziges Geschirr, packe den Schwimmkram zusammen und gehe. Wenn ich im Freien bin, kann ich ja immer noch einmal in mich hineinhören und hoffen, dass dort der Empfang besser ist und ich zudem das richtige Equipment für die dann folgende Antwort eingepackt habe. Am Shelly Beach angekommen höre ich schon wieder Stimmen. Das Buch sagt „Lies mich!“, der Schatten sagt „Fotografier mich!“, die Short sagt „Bitte leg mir das nasse Badegewand drauf!“, wobei ich dann doch meine, hier ein kleines „keinesfalls“ überhört zu haben. Und dann zwei Stunden später die Erkenntnis:

Schon wieder so ein Tag, wo ich anscheinend gut zugehört habe. Er ist gerade mal 2 Stunden alt und ich bin schon so zufrieden und glücklich, dass es auch gut wäre, wenn der Tag jetzt zu Ende wäre. Zum Shelly Beach spazieren, aufs morgensonnenbeleuchtete Meer blicken, dem Erwachen von Meer und Menschen am und im Meer zusehen, sich am Shelly Beach einrichten und ein bisschen mit der Kamera in der Morgensonne planschen. Mehr braucht es gar nicht, fast. Okay, vielleicht eine kleine Lemon Meringue Pie-Frühstück im Boathouse, aber dann bin ich bereits rundum zufrieden. Oder ist das nur der kleine Schweinehund, der weiß, dass die innere Stimme heute endlich mal richtig schwimmen gehen will, und der sich gar nicht so sicher ist, ob er das auch möchte? Egal.

Heimgehen, umziehen, umpacken und ab zum North Sydney Olympic Pool – wie schon in den Vorjahren der schönste Pool der Welt, wie ich vermute. Eine Länge schwimmt man mit Blick auf die Harbour Bridge, die andere mit Blick auf den Luna Park. Und tatsächlich geht mir ein ganzer Kilometer recht locker von Arm und Bein. Mal sehen, ob sich morgen irgendwo ein passendes Muskelkätzchen zum Schweinehund gesellt. Ein bisschen in der Sonne trocknen, ein bisschen lesen und dann mit dem knurrenden Magen in die angrenzende Lavender Bay – wunderschön begrünt von der Witwe des australischen Malers Brett Whiteley. Einen gesunden Salat im Lavender Bay Cafe geschnappt und in ebendiesem Park mit Meerblick genossen. Heimgefahren, bei Aldi Wein und Nibbles für den Kurs morgen Abend besorgt, falls der morgige Tag wirklich so regnerisch wird, dass ich nicht mal bis zu Aldi gehen will und dann einmal abkühlen im Apartment. Mit relativ wenig Anstrengung ein schon jetzt unglaublich relaxter Tag! Kaum passen Wetter und Himmel, flutschen die Tage nur so dahin, dass einem angst und bang werden könnte, wäre man nicht so beschäftigt damit, glücklich zu sein.

Ach ja, der Blog-Titel. Beim häufigen Umpacken meiner Siebzehnsachen und der Suche nach den idealen Transportmöglichkeiten für diverse Unternehmungen ist mir aufgefallen, dass ich heuer besonders viele „Gebinde“ gekauft oder bekommen habe: 3 Stoff-Tragetaschen (1 x mit Hund, 1 x mit Mermaid, 1 x mit Flamingo), 1 drastring bag mit „Splash“-Schriftzug (also eine Art Turnbeutel), 3 pencil cases (also Federpennale, 1 x mit Spruch „live every hour like it’s happy hour“, 1 x pastellig marmoriert, 1 x mit pinkfarbenem Palmenmotiv passend zur Flamingotasche), und ich kann nicht garantieren, dass der verführerische Typo-Laden, der für alle diese Einkäufe mit Ausnahme der Flamingo-Strandtasche zur Verantwortung zu ziehen ist, bis zu meiner Abreise nicht weitere hübsche und vielseitig einsetzbare Gebinde auf den Markt bringt!

Und weil für die nächsten beiden Tage ja wirklich grausliches Regenwetter angesagt ist, zieht es meine müden Beine – knappe 8 km gehen und 1 km schwimmen – doch noch einmal in die Sonne, wenn auch nur an den „Hausstrand“, wo ich dem Himmel zusehe, wie er sich mithilfe eines aufkommenden Sturms dem angesagten Regen entgegenentwickelt, ehe der Tag mit einer ausgiebigen Dusche zu Ende geht. Yeah! Dann bleiben wirklich nur mehr zwei Entscheidungen zu treffen: My Kitchen Rules oder Married at First Sight im Fernsehen (warum sie die einzigen brauchbaren Sendungen immer zeitgleich senden, ist mir ein Rätsel) und English Muffin mit Käse oder TK-Gyozataschen lauwarm angemikrowellt? Wenn das die wahren großen Entscheidungen des Tages sind, ist über den Tag eigentlich schon alles gesagt.

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