sydnEySCAPE 2017: Notizen der Möglichkeiten und andere Sperenzchen, z.B. des Wetters und meinereiner

Samstag, 4.1.2017 – Notizen der Möglichkeiten und andere Sperenzchen, z.B. des Wetters und meinereiner
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Nach meiner kleinen Mitternachtseinlage – Fernsehen bis 0:30 Uhr der wunderbar hausmeisterlich spannenden Heiratsshow „Married at First Sight“ – bin ich zur gewohnten Aufwachzeit (6 Uhr) einigermaßen müde, doch als ich ein Fleckchen Blau am Himmel erspähe, ist es schnell dahin mit aller Müdigkeit. Dem Tag muss schon aller Früh herausgerissen werden, was ich ihm denn an Sonne und Sommer herausreißen kann. Ein Blick auf die Notizen der Möglichkeiten – angefertigt wie immer am Vorabend – zeigt, dass sich mein wetterlicher Optimismus in Grenzen gehalten hat. Die Möglichkeiten reichen eher von Grau bis Regen und Schwerregen. Wie konnte das passieren?

Frau, nicht faul, horcht einfach mal schnell in sich hinein. Worauf ich jetzt gleich grad mal richtig Lust hätte? Das ist schnell beantwortet: ein Frühstück in The Pantry und dann mal ein Stündchen am Strand. Weitersehen kann ich immer noch. (Das ist vielleicht auch sinnvoll, denn von strahlendem Blau ist keine Rede, also vielleicht ist das ganze nur ein kurzes Morgenglück. Und das will genutzt werden!)

Ich tue gut daran: Ein Frühstück – fantastischer French Toast mit candied ginger und candied pecans, poached pears und vanilla whipped cream – mit Sonnenwolkenstimmung geht sich noch aus, und ein Stündchen am Strand unter Wolken auch noch. Dann beginnt es auf mich zu tröpfeln und ich packe meine siebzehn Sachen zusammen und gehe – gar nicht so unzufrieden mit der bisherigen Tagesausbeute – nach Hause. Wie gesagt, trotz der fehlenden Terrasse dieses Apartments – die zentrale Lage ist unschlagbar.

Ich sattle auf regnerisches City-Outfit um und beschließe, erstmals die Brewery Yard Market zu besuchen. Als ich diese endlich finde, nichts. NIchts als grüne Wiese. Die allzusehr floatende und zeitlose reisende hat den heutigen 4. Februar für den 5. gehalten. Egal. Ich floate weiter, lande in einem mir neuen, aber sehr netten Broadway Shoppingcenter, bummle über die nahe gelegenen Glebe Markets, kehre im Clipper Cafe auf einen Lunch ein, von wo ich mit Tom in VIetnam chatte und floate dann mit Zug und Fähre nach Manly zurück. Auf der Fähre haben die schweißnassen Haare wieder einmal Gelegenheit, anzutrocknen, und der Rest von mir hat Gelegenheit, im kühlen Fährenwind ein paar Minuten nachzuschlafen. Fährenfahren ist einfach toll, auch wenn so wie heute am Wochenende ein irrer Trubel ist. Zurück in Manly, es ist mittlerweile wahnsinnig heiß und noch wahnsinniger schwüler, fällt mir ein, dass ich den letzten Bus hinauf zum North Head nehmen könnte. Genau dorthin, wo ich mich letzte Woche beim Wandern verirrt habe und dann keine Zeit mehr blieb für eine Pause im Bella Vista Cafe mit traumhaftem Blick über die Bucht und auf die Stadt. Floatend steige ich eine Station zu früh aus und muss mich dann durch sengende Hitze im viel zu warmen Gewand zum Cafe durchschlagen. Aber es zahlt sich aus, ich sitze gemütlich auf einer schattigen Terrasse bei einem Passionfruit Smoothie, übe mich ein wenig im Travel Sketching, fotografiere und bin einfach zufrieden mit mir und der Welt. Es ist zwar diesig, aber der Ausblick ist echt breathtaking.

Ich habe noch 20 Minuten Zeit bis zum letzten Bus zurück, und den darf ich keinesfalls versäumen. 10 Minuten vorher stehe ich schon an der Station. Und sehe, dass der letzte Bus schon eine Stunde zuvor hier weggefahren ist. Mist. Zwei junge Frauen scheinen dasselbe Problem zu haben und spazieren gelassen los. Ich frage sie, ob sie denn meinen, den letzten Bus bei der kommenden Station noch zu erwischen. Sie meinen nur gelassen oder naiv – es sind junge koreanische Studentinnen – „maybe“. Ich gase los, denn ich weiß, dass ich mindestens 10 Minuten zur nächsten Station brauche und wenn der Bus pünktlich wäre (sehr unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen), müsste ich in dieser Affenhitze mind. 60 Minuten zurück nach Manly wandern. Während ich so überlege, ob ich vielleicht besser zum Parkplatz beim Cafe zurückgehen und mich mitnehmen lassen soll, rollt ein Auto vorbei und winkt die Girlies und mich heran. Eine Oma mit Enkelin hat Mitleid mit uns und nimmt uns mit in den Ort, einfach so, ungefragt. Auch das ist Australien. So endet ein zwischendurch ein etwas fragwürdiger Tag doch noch traumhaft und das, was dazwischen war, war auch nicht übel. Ein bisschen was Neues kennen gelernt, ein paar nette Entdeckungen, ein paar nette Momente des Innehaltens und wieder fast 10 km gegangen.

Einige Dinge haben sich auch geklärt: zum Beispiel der seltsame Knoblauchgeruch der Eiswürfel. Es ist nämlich so, dass das kleine TK-Fach nicht wahnsinnig tiefkühlt und die Eiswürfel mit großer Begeisterung den Geruch der benachbarten Spinat-Knoblauch-Shrimps-Gyozataschen annehmen und diesen dann in Getränken und zumeist auch im ganzen Raum verteilen. Außerdem habe ich eine handtellergroße UFO-artige beige Gummischeibe gefunden. Und nach zwei Tagen die Theorie aufgestellt, dass sie eventuell so etwas wie ein Stoppel für die Küchenspüle sein könnte.

Die Sperenzechen meinereiner im Management Summary in der Hoffnung, dass ich daraus lerne: falsche Wettereinschätzung, daher falsche Bekleidungseinschätzung und unglaubliche Schwitzorgien, falsches Marktdatumlesen, falsches Busfahrplanlesen, falsches Busaussteigen, Vergessen, beim Weggehen die Klimaanlage einzuschalten – und trotzdem: ein ganz fabelhafter Tag! The kindness of the weather, the kindness of strangers – and the kindness to oneself! Life is good. Aber sowas von!

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