sydnEySCAPE 2017: Flamingopinke Tiefenentspannung und trotzdem oder deswegen auf Abwegen

Freitag, 3.3.2017 – Flamingopinke Tiefenentspannung und trotzdem oder deswegen auf Abwegen
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Der gestrige Tag mit dem Erwerb der Flamingotasche (pink, what else?) ist eigentlich der perfekte Ausdruck meiner derzeitigen Tiefenentspannung. Ich floate durch die Tage, entscheide spontanst, wie es mich gerade freut, auch wenn es ganz anders geplant war, lenze im Apartment herum, wenn ich müde bin, sitze und schaue aufs Meer, wenn es nicht (sehr) regnet und lebe ganz wunderbar im Moment. Wie hart ich mir das in den ersten Wochen erarbeitet habe, ist schon fast vergessen, aber eben nur fast.

Dabei stellt mich das Wetter langsam doch auf die Probe: Alle meine Must-Do-Aktivitäten müssen auf blauen Himmel warten, und ich habe nun schon einen ziemlichen Rückstau an nicht „abgearbeiteten“ Schönwetterunternehmungen. Egal, ich ziehe heute so los wie gestern – mit dem Plan, nach Avalon zu fahren. Diesmal reißt der Himmel nicht auf, und ich muss bei diesem Notprogramm (Bummeln unter Arkaden mit hoffentlichem Abstecher zum Strand) bleiben. Zuerst aber ein Stopp beim freitäglichen Beaches Market in Warriewood – auf dem Gelände eines Rugby-Felds! Ein Lebensmittel- und bisschen was Anderes-Markt, der allerdings wesentlich schöner wäre, wenn es nicht gerade jetzt massiv zu regnen beginnen würde und wenn Max gemeinsam mit mir und einem Wohnmobil hier wäre. Was würden wir hier bunkern! Es beginnt so massiv zu regnen, dass ich erstmals den Regenschirm aufspanne. Bisher hatte ich ihn entweder nicht mit oder wollte mich nicht als wasserscheue Touristin outen. Heute aber: REGENSCHIRM!

Das mentale Floaten fordert seinen Preis: Zuerst erwische ich im Stress eines ungeplanten Buswechsels (Bus beängstigend kaputt, Busfahrer beängstigend ignorant und unwirsch) einen falschen Anschlussbus und muss 20 Minuten zum richtigen Bus nach Avalon zurücklatschen. Bevor ich diesen erwische, zähle ich sage und schreibe 29 Not in Service-Busse! In Avalon flaniere ich schließlich planmäßig herum – hübsche Einrichtungsläden (keine Angst, die Lampe mit Kakadu-Fuß hab ich nicht gekauft!), nette Cafes. Doch, was es mir wirklich angetan hat, ist das neue Avalon on the Beach Cafe, das zum Surf Life Saving Club von Avalon gehört und einen tollen Meerblick bietet. Was es nicht bietet, ist einen freien Tisch. Hmpf. Es regnet gerade nur ganz leicht, also beschließe ich, einen 15 Minuten entfernten Cache in Angriff zu nehmen. Was ich nicht weiß, ist, dass ich dazu einen ziemlichen Berg zu Fuß überwinden muss und dies großteils auf der Durchzugsstraße – der Barrenjoey Road – ohne Gehsteig und ohne nennenswertes Bankett. Also Bankett mehr so im Sinne wie für Hamster. Sehr unangenehm. Die Autos und LKWs brausen knapp an mir vorbei, die Serpentinenstraße ist sehr übersichtlich – je nach Kurve hüpfe ich von einer Straßenseite auf die andere und dann wieder zurück. Und dann bin ich da, am wunderbaren Bilgola Lookout – und dank des Nieselwetters fast alleine, d.h. ich kann mich relativ ungehemmt meiner Cache-Suche hingeben. Und die ist nicht so einfach wie gedacht. Aber ich bin nicht gewillt aufzugeben – der Stress, unter dem ich hierher gekommen bin, das regen- und luftfeuchtigkeitsbedingt triefendnasse Haar müssen einen Sinn haben. Und ja, hier ist er ja! Und eine wunderhübsche Tag-Münze mit Kakadu-Motiv ist auch drin, man darf sie behalten (müsste sie aber irgendwie irgendwo loggen).

Der Rückweg wird noch seltsamer, denn das mentale Floaten führt dazu, dass ich den eigentlich simplen Rückweg nicht finde und mich planlos über einen Golfplatz und allerlei seltsame Straßen und weitere gefährliche Serpentinen in den Ort durchschlage. Und einen freien Platz im Avalon on the Beach ergattere, mich mit Salt & Pepper Squid belohne und in aller Ruhe sitze, schaue und dann an einem Sketch in meinem Skizzenbuch arbeite.

Einen dritten Orientierungs-Faux-Pas liefere ich schließlich auf der Heimfahrt. Beim Umsteigen erwische ich einen umständlichen Bus nach Manly, aber was solls? So sehe ich zumindest neue Gegenden, auch wenn ich a) von der Klimaanlage im Bus, die hier prinzipiell auf Höchststufe läuft, ziemlich angefroren bin (Stichwort: sehr kalte Luft auf sehr nasser Haut), und b) fast einnicke, weil die Klimaanlage und die Müdigkeit vom Erklimmen des Lookouts (ich habe schon wieder 6,5 km zurückgelegt) sich jetzt auszuwirken beginnen. Siesta! Und ein Flascherl „Shake me Baby“, wie ich meinen Drink des Tages nenne. Ich kühle immer 0,5 l Leitungswasser ein, versetzt mit einem großen Schluck Lemon & Lime Bitter Cordial. Cordial ist, das kann man nicht erahnen, ein Verdünnsaft – wie sagt man da bei uns dazu? Ein ganz wunderbares Heimkehrritual: Shake me Baby-Flascherl aus dem Kühlschrank, einmal schütteln, einmal mich aufs Bett flacken, einmal Füße hoch und einmal abliegen und abhängen. Yeah!

Doch was passiert? Kaum eingenickt, weckt mich der Sonnenstrahl des Tages. Ich sofort hinaus, noch eine Runde cachen. Sonne ist zwar übertrieben, aber es ist ein lauschiger und trockener Abend mit kleinen blauen Fetzen am Himmel, ich flaniere den Fairlight Walk entlang, ein Meerblick nach dem anderen, finde tatsächlich noch zwei Caches und bringe es damit heute auf mehr als 10 km und als Höhepunkt des Nachmittagsspaziergangs auf 2 l Milch.Wieder freue ich mich über die Vorteile dieses Apartments: Es hat keine Terrasse und keinerlei Ausblick und nicht mal aufmachbare Fenster, aber man kann ohne Überwindung einfach mal noch ein Ründelchen rausgehen, ohne wie letztes Jahr dazu einen 30-minütigen Fußweg in Kauf nehmen zu müssen. Auch den Kurs hätte ich vom Vorjahresapartment nie und nimmer gebucht – viel zu weit, keinerlei Straßenbeleuchtung.

Das Abendprogramm: Blog schreiben, Hausübungsskizzen kolorieren, die nächsten Mittelwettertage anplanen, Tagebuch kleben und Married at First Sight im Fernsehen schauen! Und ein Flascherl Shake me Baby geht auch noch!

Was mir sonst auffällt: Während ich früher in der Siesta immer jede Menge Kochhefte gelesen habe, ist das heuer überhaupt kein Thema. Das liegt nicht nur daran, dass ich einige nach Wien abonniert habe und alles, was ich mir hier kaufe und behalten möchte, diesmal auch selbst und alleine nach Wien schleppen muss, sondern dass der vegane Wahn hier noch extremer ist als in Wien. Und ich habe meine Standards und meine Prinzipien: Hefte, bei der jeder Kuchen mindestens zur Hälfte aus Avocado oder, Höchststrafe, aus roten Rüben besteht, kann ich leider nicht kaufen. Das ist mit meinem Gewissen nicht vereinbar. Entweder es ist ein Kuchen oder es ist Gemüse. Aber ich muss nicht überall versuchen, Gesundheit reinzustopfen. Jawohl.

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Geocache Souvenir Tag1 
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