sydnEySCAPE 2017: No worries, darling!

Freitag, 24.2.2017 – No worries, darling!
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Der angesagte sonnige Tag zeigt sich zunächst tatsächlich sonnig, doch je mehr ich mich der City nähere, desto grauer wird es. Als ich in Bondi ankomme, wo ich eine Abschiedsrunde drehen will, ist von Sonne keine Spur. Trotzdem: Meine zwei Wochen in Bondi sind gedanklich so weit weg, dass ich unbedingt noch mal herkommen musste, um hier abzuschließen. Das tue ich so würdig wie möglich, wenn auch mit überschaubarer Wehmut. Würdig, denn meine Lieblingsgalerie Aquabumps führt erstmals nach drei Jahren und unzähligen Versuchen endlich jenen Foto-Print, auf den ich schon so lange spitze. Wenig wehmütig, denn auch wenn ich im Nachhinein befinde, dass ich die zwei Wochen außerhalb meiner Comfort Zone besser meistern hätte können, habe ich doch das beste daraus gemacht.

Der Nutella-Shake am Strand schmeckt, das weiß ich seit heute, bei Sonne wesentlich besser als bei Wolken. Die Graffitis werden laufend erneuert und sind äußerst ergiebige Anregungen, was mein in den letzten Tagen etwas eingeschlafenes Sketching angeht. Ich glaube, die Knieschmerzen wirken sich unmittelbar auf die Kreativität und Kreierlust aus, aber da diese (also die Schmerzen) Anzeichen machen, sich wieder zu verziehen, kommt vielleicht auch die Kreativität bald zurück. Ich schwöre mir jedenfalls, nie wieder ohne 30 cm Schwimmnudel zu verreisen, um diese Art Schmerzen im Ansatz bekämpfen zu können – und muss lachen, als ich an unser letztes Hotelzimmer in London denke, wo kein Platz gewesen wäre, damit sich eine Person zur Gänze (anders geht es ja schwer) auf den Boden hätte legen können, um sich über eine Schwimmnudel zu rollen … Das nur so nebenbei.

Und als ich mittags zurückfahre, fällt mir ein, wo ich mir ein wenig Liebe holen könnte. Vor einigen Wochen war ich in The Makery, einem Laden, wo Kunst unterschiedlicher Künstler verkauft wird, und der Verkäufer war einfach entzückend. Entzückend schwul, genau genommen. Kein Satz, der nicht mit „Darling“ endet! Da muss ich doch gleich länger mit ihm plauschen, ihn zu den Künstlern befragen und überhaupt. „Absolutely, darling!“, „No worries, darling!“, „Catchya later, darling!“ – bei soviel Liebe muss ich ihm gleich eine Kleinigkeit abkaufen und die neuen technischen Probleme (Handy, ach!) vergessen.

Zurück nach Manly, wo die Sonne scheint und der Strand ruft – zumindest heute noch! Einmal noch bei Aldi Salmon Trout Mousse (das sogar zu nacktem Reis köstlich schmeckt) kaufen, Eggplant Dip und frische Tomaten, einmal noch ärmelloses T-Shirt ohne Gänsehaut. Einmal noch sandiges Allerlei und vielleicht am Abend ja sogar noch einmal Frosé Happy Hour im Manly Wine.

Daraus wird allerdings nichts, denn gerade als es zuzuziehen beginnt und ich mich zum dekadenten Freitagsweibchen erkläre, fällt mir auf, dass heute überall in Manly riesige Polizeiaufgebote stehen – von den dauernd über den Strand fliegenden Hubschraubern mal ganz zu schweigen. Meine Fragen an diverse Polizisten ergeben: a) Police Operation (no na, das seh ich ja), b) „wie-eu-pi“ (was soviel heißt wie VIP) und c) visitor. Deswegen darf ich auch nicht zu meiner Freitagsbar gehen, denn vermutlich trinkt dort wer auch immer (Netanjahu?) gerade einen Happy Hour Frose – vielleicht steigt er aber auch im nebenan gelegenen Nobelhotel ab, das will mir keiner verraten.

Überhaupt wird mir heute klar, wie sehr sich die Welt und ich in den letzten beiden Jahren auseinanderentwickelt haben. Vor zwei Jahren war ich noch auf Fotografiertrip, letztes Jahr auf Lyriktrip, heuer auf Sketchingtrip; vor zwei Jahren war die Routine nach dem Heimkommen ein Sprung in den Pool, letztes Jahr ein Sprung auf das Terrassen-Daybed mit zahlreichen Kochmagazinen, dieses Jahr auf den Hauptstrand unter Verachtung der roterübenreichen Kuchenrezepte und den daran hängenden Heften; vor zwei Jahren Bahnen schwimmen, letztes Jahr schnorcheln, heuer eher pritscheln und dafür viele Caches versuchen und einige auch finden, vor zwei Jahren Beach House-Deko-Beute, letztes Jahr Tischdeko (okay, nicht nur), heuer hauptsächlich (aber natürlich nicht ausschließlich) Bags und Pencil Cases. The times they are a-changing. Letztes Jahr noch Plaudereien mit anderen über den verrückten US-Kandidaten Trump, heuer ungläubiges, tägliches Hören und Lesen seiner neuesten Verrücktheiten. Heuer zusätzlich der Verjüngungsversuch, nein die Wallaby-Suche, in der Jugendherberge mit der Erkenntnis, dass ich zwar langsam, aber sicher aus der Welt hinausaltere, aber innen drinnen immer ein Funken Verrücktheit sein Unwesen treibt, auch wenn man dies leider nicht sehen kann. Das wäre doch was: Faltenbehandlung durch jugendlichen Unsinn im Alter! Eine Marktlücke!!!

Ansonsten befolge ich die Tipps meiner Osteopathin, die mir abgesehen von den Schwimmnudelübungen auch geraten hat (fragt mich nicht warum!), bei dieser Art von Knieschmerzen etwas Warmes im Rücken aufzulegen. Da ich aber zufällig nicht mit Thermofor reise, lege ich also brav seit Tagen das große Wärmekissen auf – genauer genommen lege ich mich darauf. nämlich auf den warmen Strand von Manly und lasse ihn seine Wunder wirken. Auch wenn er das Knie nicht ganz heilen sollte, für die Seele ist er erwiesenermaßen immer gut. Was die nächsten regenreichen Tage bringen werden, steht in den Sternen, aber das Lettering-Graffiti bringt mich auf die verrückte Idee, dem „smell of rain“ genauso viel abzugewinnen wie sunsets, ice cold beer, starry nights und falling in love. Ich werde es versuchen – wobei hier ja nur vom smell die Rede ist und nicht vom „getting soaked in torrential rains“. Aber vielleicht ist das hier ja nur die Aufwärmübung….

Und weil Schusseln manchmal auch ein GLück ist, komme ich später am Abend doch noch zu meinem Freitags-Frosé. Ich entdecke bei Humphreys eine Mermaid aus Holz, die laut nach einer Unterbringung in unserem Badezimmer ruft, muss aber feststellen, dass ich beim Umräumen der Tasche mein Geld zuhause vergessen habe. Da ich die Mermaid aber keine Nacht mehr in fremder Hut lassen will, hole ich sie später noch ab – und sehe, dass die Polizei das Feld geräumt hat und ich mich mit meiner Mermaid in aller Ruhe auf einen Frosé in die Manly Wine Bar setzen kann. Und das werde ich jetzt jeden Freitag so tun – also ortsunabhängig. Man kühle den Rosé ein, bitte!

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